Der Begriff "SAWA" stammt aus der arabischen Umgangssprache und bedeutet: "Gemeinsam, zusammen". Zudem heißt es "gleich" im Sinne von "gleichgestellt" oder "aneinander angleichen". Seit Anfang 2016 bietet der ICJA geflüchteten Menschen die Möglichkeit als Freiwillige im Rahmen des BFD (Bundesfreiwilligendienst) für 6 oder 12 Monate in zivilgesellschaftlichen Projekten in Berlin mitzuarbeiten. Aktuell arbeiten geflüchtete Menschen im Alter von 24 bis 65 Jahren halbtags in Jugendeinrichtungen, Familienzentren, stationären WGs, ökologischen Projekten und anderen Einsatzstellen.
Das Projekt wird u.a. vom BAFzA (Bundeszuschüssen im Bundesfreiwilligendienst) gefördert.
Hier ist unser Aufruf für freie Plätze in mehreren Sprachen, der gerne an Interessierte weiterverbreitet werden kann.
Die Teilnehmenden kommen aus verschiedenen Ländern. Sie sprechen unterschiedliche Landessprachen, haben unterschiedliche Lebensläufe und kulturelle Gepflogenheiten. Sie kommen aus urbanen oder ruralen Gebieten. Sie waren wohlhabend und Teil der Dominanzgesellschaft ihres Landes oder gehörten einer marginalisierten Gruppe an. Außerdem vertreten sie unterschiedliche politische, weltanschauliche und religiöse Ansichten. Ihre Länder befanden sich teilweise im Kriegszustand miteinander. Berufs- und Bildungshintergrund reichen vom Bauern, der sich in landwirtschaftlich lauen Zeiten mit Handwerksarbeiten sein Geld verdient hat, über Hausfrauen, die nicht zur Schule gehen konnten, bis zu Hochschulabsolvent*innen und Akademiker*innen mit langjähriger Berufserfahrung.
Hier und heute leben alle in einer Situation, die stark durch Unsicherheit belastet ist. Manche haben bereits einen Aufenthaltstitel, andere sind noch im Asylverfahren und ihre Bleibeperspektive ist sehr ungewiss. Einige leben noch in Flüchtlingsheimen, andere bereits in der eigenen Wohnung. Etliche sind mit ihren Kindern oder anderen Verwandten hierher geflohen, während andere darauf hoffen diese baldmöglichst nachholen zu können. Dazu kommen der Verlust und die Sorge um zurückgebliebene oder sich in Transitländern aufhaltende Familienmitglieder und Freund*innen sowie um die Geschehnisse im Heimatland.
Manche der Teilnehmenden sprechen nur ihre Muttersprache, andere mehrere Sprachen. Sie können noch kein Deutsch oder sie beherrschen es bereits gut. Daher besuchen sie parallel zur Arbeit im Projekt einen, dem individuellen Niveau angepassten Sprachkurs. So können sie die Sprache lernen und gleichzeitig anwenden.
Monatlich stattfindende Seminare sind Teil der pädagogischen Begleitung und der bildungspolitischen Arbeit des ICJA. Sie stellen den kontinuierlichen Kontakt zwischen den Zuständigen des ICJA und den Freiwilligen sicher. Sie bereiten auf den Dienst vor und ermöglichen die Reflexion über die eigenen Erfahrungen. Das gemeinsame Arbeiten an Themen gibt den Teilnehmenden die Chance, als Team zusammen zuwachsen und miteinander etwas über Leben, Kultur und Alltag in Deutschland zu lernen. Last not least bereiten die Seminare auf die Zeit nach dem Dienst vor und sollen die individuelle Laufbahnentwicklung in Deutschland unterstützen.
Der ICJA betrachtet das Projekt für geflüchtete Menschen als einen konkreten Schritt praktischer Friedensarbeit. Das Projekt soll geflüchtete Menschen empowern. Wir wollen einen Beitrag dazu leisten, dass geflüchtete Menschen besser in der Lage sind, ihre eigenen Interessen und Bedürfnisse selbstverantwortlich und selbstbestimmt wahrzunehmen.
Das Projekt soll die oftmals auf ihre Defizite gelenkte Wahrnehmung der Geflüchteten verändern. Geflüchtete werden öffentlich oft als Hilfe-Empfangende dargestellt. Wir wollen aufzeigen, dass dieser Eindruck nicht der Realität entspricht. Geflüchtete Menschen können, sowohl sich selbst als auch andere Menschen unterstützen, wenn sie die Möglichkeit dazu erhalten.
Wir wollen deutlich machen, dass gesellschaftliche Vielfalt wertvoll ist. Durch Begegnung und Austausch bringen wir nicht-geflüchtete und geflüchtete Menschen in Lebens- und Arbeitskontexten, in denen beide sich gegenseitig unterstützen, zusammen. Das Projekt soll eine unvoreingenommene Kommunikation fördern, die zu gegenseitigem Verständnis und Anerkennung führt. Wir glauben an die Zukunft unserer Gesellschaft, die aus Vielfältigkeit und Unterschieden entstanden ist und wir leben sie. Wir sind davon überzeugt, dass die Zukunft der Gesellschaft nur in dieser Heterogenität, durch Dialog und Austausch zwischen allen hier Lebenden möglich ist. SAWA ist ein Projekt, das einen Beitrag zu diesem notwendigen Dialog und der Gemeinsamkeit durch Zusammenarbeit ermöglicht.
Wir engagieren uns gegen Rassismus. Rassismus blockiert Verständigungsprozesse, insbesondere zwischen Menschen aus dem globalen Norden und Süden. Wir sehen dieses Problem als eine wichtige Herausforderung in unserer Bildungsarbeit an und wollen auch in diesem Projekt die Auseinandersetzung mit dem Thema führen.
Beide Seiten profitieren von der Begegnung. Die Geflüchteten können aus ihrer Abhängigkeit heraustreten und sich selbst als produktiv erleben. Sie können einen Beitrag leisten, Kontakte knüpfen und sich vernetzen. Während die Einsatzstellen eine zusätzliche Arbeitskraft mit eigenen Erfahrungen und Kompetenzen erhalten. Dies kann eine neue Perspektive auf Gewohntes für alle Beteiligten ermöglichen. Für Mitarbeitende und Besucher*innen der Projekte ist es oft die erste persönliche Begegnung mit geflüchteten Menschen. Nicht zuletzt durch die langjährige Erfahrung des ICJA mit interkulturellem Austausch wissen wir, dass Begegnung ein guter Weg ist, um Interesse und Verständnis zu wecken, Vorurteile abzubauen und den eigenen Horizont zu erweitern.
Ob Dolmetschen, Tandem oder Behördengänge - Du hast Lust, dich ehrenamtlich für SAWA zu engagieren? Alle helfenden Hände sind willkommen. Bitte meldet euch unter sawa(at)icja.de.